Record of the Week

Tiga „No Fantasy Required“

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„No Fantasy Required“
(Counter Records / Ninja Tune / Rough Trade)

Seinen größten Hit hatte der aus Montreal stammende Tiga mit „Sunglasses at Night“, jener als Afterhour-Spaß gemeinsam mit dem Finnen Jori Hulkkonen produzierten Coverversion des 80ies-Pop-Hits von Corey Hart. Das war im Jahr 2000, und auch wenn er seitdem mehr oder weniger im Jahrestakt veröffentlichte, so blieb doch nicht viel mehr weiteres hängen bei mir als die Nelly-Coverversion „Hot in Herre“ und das mit Gonzales entstandene „I Am Europe“, Teil des Soundtracks zum Film „Ivory Tower“, in dem Tiga auch sehr überzeugend als Schauspieler debütierte (der Song allerdings ist gar nicht von ihm wie der Faktencheck zeigt, sondern eine Gonzales/Boys Noize-Kooperation und wird von mir ihm fälschlicherweise zugeschrieben).

Was aber nicht bedeuten soll, dass ich keine Wertschätzung in mir trage für das, was Tiga macht. Es ist nur so, dass seine sehr chessige Form elektronischer Musik mehr mit Momenten und Stimmungen zu tun hat als mit konkreten Songs und gar einem durchgängigen Album als Werk. Insofern verwundert es nun auch nicht, dass “No Fantasy Required” der Abschluss einer Albumtrilogie ist, deren Vorgänger mir nicht begegneten. Das erwartet Tiga auch gar nicht, wie er uns mit dem Titel signalisiert.

Und nun, keine Erwartungen?
Keine Überraschungen?
Von wegen. Ist erstmal das Titelstück ad acta gelegt, steht man inmitten eines soliden Deep-House-Monsters: “Make me fall in Love” versetzt uns in die Hochzeit der New Yorker House-Szene um Strictly Rhythmen Records (passenderweise gibt es noch eine Audion-Pop-Version des Tracks). Überhaupt orientiert sich das Album auf sehr angenehme Art und Weise an den 90ern: sei es mit dem repitativen Dancefloor von Tracks wie “Always” und “Having so much fun”, dem an Pet-Shop-Boys erinnernden Dance-Pop von “Tell me your Secret” und dem herrlich verspuhlten Acid-Track “Planet E”, den Tiga mit Hudson Mohawke produziert hat und der der Legende nach entstand, während die beiden am Flughafen auf ein Taxi gewartet haben. Da schließt sich dann der Kreis zu “Sunglasses at Night” – ein Hit ist oft nicht mehr als die richtige Idee im rechten Moment – das dann aber richtig.
Thomas Venker

 

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