Record of the Week

Die Liga der gewöhnlichen Gentlemen “It’s ok to love…”

Cover_DLDGGDie Liga der gewöhnlichen Gentlemen
“It’s ok to love DLDGG”
(Tapete Records)

DLDGG ist die Band, bei der Dandytum und Bier sich nicht ausschließen, sondern ergänzen. Die dandyistischen Momente werden in „So primitiv“ zelebriert – ein Lied, das die Unvereinbarkeit von verfeinerter Lebensart und deutscher Doofheit thematisiert, wobei die bewusst ausgestellte Primitivität der Musik wiederum anzuzeigen scheint, dass man vielleicht selbst nicht besser ist. So ist diese Band: wenn etwas kritisiert wird, geschieht dies nie aus einem herablassenden Gestus heraus. Vielmehr begegnet man dem Gegenstand der Kritik auf Augenhöhe (das ist dann der egalitäre Bier-Aspekt: an der Theke sind alle Menschen gleich). Als Höhepunkt des Spotts kann in dieser Hinsicht das grandiose – und musikalisch ebenso grandios geklaute – „Lass uns ins Museum gehen“ gelten, das sich über die Musealisierung von New Wave lustig macht. Aber selbst hier heißt es dann: „würd‘ ich doch genauso machen.“

Dazu passt, dass alles Prätentiöse kassiert wird, ohne dass die Band sich an klischeehafte Bodenständigkeit anbiedert. So inszenieren DLDGG ihre Songs nicht mittels großer, ausladender Gesten, sondern besingen bewundernd das clevere Schelmentum des Kölner Pfandflaschenbetrügers, der dieselbe Flasche 177.451 mal in verschiedene Automaten legte. Abstrakte Ideen werden ersetzt durch konkrete Begebenheiten aus der Realität. Wenn es doch mal um die großen Themen geht („Liebe wohnt hier nicht mehr“), ist die Überraschung groß, weil man zuerst dachte, dass Lied würde von Mäusen in der Wohnung handeln (wirklich sehr clever, diese Irreführung!).

Musikalisch bedient sich die Band aus dem reichhaltigen Fundus der Populärmusik zwischen circa 1963 und 1987: Beatles, Stones, Elvis (Costello), und Soul, natürlich. Gecovert wird in eingedeutschter sowie inhaltlich abgewandelter Version „Ballad Of The Band“, eine große Single von Felt aus dem Jahr 1986. Dabei fahren DLDGG den nöligen Dylan-Einschlag des Originals zurück zugunsten einer stärkeren Ausrichtung auf schmissigen Beat. Steht dem Stück gut.

Generell verbreitet diese Platte eine ausgeglichene Stimmung. Auch wenn übers Aufgeben gesungen wird, vermittelt der hohe Grad der musikalischen Coolness, dass es weitergeht. Diese Band verbietet es sich zu lamentieren oder sich gehen zu lassen. Zurückführen kann man diese Art der maßvollen Lebensführung womöglich auf die alte Mod-Regel: „Don’t be a victim. If you are a victim, don’t act like one.“
Mario Lasar

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