Jahrescharts im Mai

Die 10 besten Songs des Jahres 2017 (bis jetzt)

Zeit für einen Rückblick auf dieses aufregende Musikjahr 2017, das nun hinter uns liegt. Nein, keine Sorge. Auch wenn es sich für Dich anfühlt, als liefe Deine eigene Zeit mittlerweile in Hundejahren ab, ist „das aufregende Musikjahr 2017“ (Linus Volkmann) noch nicht rum. Glück gehabt! Dennoch erlaube ich mir hier mal ein erstes Zwischenfazit. Die Hits bis jetzt. Wer Bock hat, geht mit.

Haiyti
„Moscow Mule“
Beste deutschsprachige HipHop-Album kommt dieses Jahr aus Hamburg. Da lege ich mich schon mal fest, denn in dem Genre nimmt mich eh keiner ernst. Völlig zurecht natürlich. Dennoch sei jedem, der sich langsam Trap und den überzogenen Vocoder-Einsatz schön gehört hat, diese Künstlerin empfohlen. Platte heißt übrigens „Follow mich nicht“. Auch schon wieder geil. Viel Spaß, liebe Banknutten.

Antilopen Gang
„Patientenkollektiv“
Das Sozialistische Patientenkollektiv der frühen 70er verstand psychische Erkrankungen nur als Symptom eines kranken Gesellschaftssystems. Diverse Mitglieder der Gruppe schlossen sich später der RAF. Den Link, den die Antilopen Gang hier nun setzt, ist kein Popkultur-Trivia oder augenzwinkerndes Apropos, sondern sie formulieren für sich den Gedanken der Heidelberger Therapiegemeinschaft neu aus. Schöner Move, großartige Lines, befreiende Stoßrichtung.
„Du giltst als gesund, wenn Du nicht an der Welt verzweifelst“

Future Islands
„Ran“
Das habe ich ja sogar auf dem Cover der letzten Intro gesehen. Bestimmt eine coole Zeitschrift – wünschte, ich hätte dort mal 1000 Jahre gearbeitet. Future Islands geben mir immer das Gefühl all das eigene Drama, die eigene Befindlichkeit seien nicht triviale, eitle Scheiße sondern was ganz Bedeutsames. Danke dafür!

Leoniden
„Nevermind“
Deutsche Bands auf englisch – da rate ich ja gern mal ab. Bringt eh nichts. Der verheißungsvoll größere, englischsprachige Markt hat ja auch gerade noch auf die nächsten paar Krauts gewartet, die mit Schulenglisch back auf track reimen. Den Leoniden aus Kiel kann ich dagegen nur sagen, okay, wenn man tatsächlich so international als deutsche Band klingen kann, dann bleibt da unbedingt dran und macht genauso weiter. Das hier ist viel zu gut eigentlich, für mich der reizvollere Entwurf als von zum Beispiel den Shout Out Louds aktuell. Mehr Euphorie ist nicht.

Christiane Rösinger
„Eigentumswohnung“
Unlängst erschien das neue Solo-Album, „Lieder ohne Leiden“. Es wurde eine dunkle Ode ans Augenrollen. Augenrollen über Menschen, Alltag und Verhältnisse. Doch zuviel Tristesse ist ja irgendwann dann auch schon wieder arg Goth – und so erspart einem Rösinger das Ritzen durch ihren Humor. Die letzte scharfe Waffe gegen das Bollwerk der Resignation. Der Song über all die verschämten Erben lässt auch das eigene Milieu nicht unverschont.

Love Hotel Band
„Diamant“
Für seine aktuelle EP „Love Hotel“ hat sich Yung Hurn eine eigene Band ausgedacht – zumindest bezüglich des Songs „Diamant“. Gegen deren Über-Geek-Look wirken selbst Bilderbuch in der aktuellen Verkleidung wie Schalterbeamte bei der Post. Die Musik ist eine Mischung aus Trap und „Bakerman“ von Laid Back. Wer hier nicht geil und/oder verrückt wird, tut mir einfach nur noch leid.

Barrenstein
„Telefon“
Drei Jungs aus Köln, Hamburg, Osnabrück. Slimfit. Der Songtitel „Telefon“ ihrer ersten EP klingt wenig emotional oder bisschen nach Erklärclip aus der Sesamstraße, aber die Musik geht wo ganz anders hin. Mitten durch alles durch zum Beispiel. Sänger Max Barrenstein erinnert mich an einen jungen Robert Drakogiannakis von Angelika Express. Powerpop mit Liebe zu The Jam.

Das Flug
„Tablette fang an“
Mein Lieblingsstück aus dem Jahr 2016 hat 2017 ein aufwändiger Video bekommen? Grund genug, es noch mal zu highlighten? Finde ich auch. Tablette fang an. Das Glück dieser Erde heißt MDMA und Klassenkampf – zumindest wenn man dieser Band hier Glauben schenkt. Ich tue das.

Die Regierung „Raus“ //
Tilman Rossmy „Vielleicht in Hamburg“
Noch was für die älteren Kids (50+). Die Regierung, das war neben Blumfeld, Die Sterne und Tocotronic die beste Band jener mittlerweile abgerissenen Hamburger Schule. Wohingegen die andere drei Genannten bis heute ihren Ruf genießen, ist Die Regierung schon in den Neunzigern in der Breite völlig durchgerutscht. Warum das so ist, hat sicher damit zu tun, wie widerlich und verkommen der Mensch und die Popkultur sind. Sorry, es kann keine andere Erklärung geben. Zum neuen Regierungs-ALbum gibt’s kein Video, deshalb möchte ich dieses Stück hier mal aus den Untiefen von souncloud heben. Es erzählt ein wenig davon, wie Tilman Rossmy einst nach Hamburg ging und mit seiner Band Die Regierung das Leben von zumindest etlichen hundert Leuten (die meisten mir persönlich bekannt) mit einer eigenen Klassik zu versehen. Love 4ever!

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