Record of the Week

Arbeit Schickert Schneider “ASS”

Cover_ArbeitSchickertSchneiderArbeit Schickert Schneider
“ASS”
(Bureau B)
Wenn bereits das serielle Nennen der Nachnamen als Schlüsselreiz funktoniert, dann spricht einiges dafür, dass die Protagonisten keine Musikernovizen sind, sondern bereits einen nachhaltigen Kanon an Veröffentlichungen aufzuweisen haben.

Bei Arbeit Schickert Schneider handelt es sich natürlich um die gemeinsame Band von Jochen Arbeit (Genialle Dilletanten, Die Haut, Einstürzende Neubauten), Günther Schickert (Krautrock-Veteran mit Katalogeinträgen bei den Labels Brain und Sky Records) sowie Dirk Dresselhaus, der mit Locus Fudge und Hip Young Things den deutschen Indie wesentlich mitgeprägt hat, bevor er als Schneider TM Electronica erforschte und als Angel an der Seite von Ilpo Väisänen Drone und Noise zusammen vereiste, lange bevor die Genres in Neukölln populär wurden.

Das neu formierte Trio beginnt seine Debütveröffentlichung “ASS” mit einem Song in fünf Etappen, genial betitelt als 37°, 38°, 39°, 40°, 41°. Es ist spannend zu beobachten, wie sie aus einem völlig freien Startzustand ganz langsam mit den Temperaturerhöhungen zu organischen Rhythmuspattern und komplexeren Geräuscharrangements finden. So klingt Ambient von Musikern, die sich nicht mit einer Ideen zufrieden geben wollen.

Das gesagt wundert es auch nicht, dass die drei „ASS“ quasi nochmals neu erfinden, nachdem das Temperaturkontinuum durchdekliniert ist. Plötzlich bekommt man Songs zu greifen. „Acetyl“ umwirbt einen mit seinem wunderbar polyrhythmischen Ethno-Jazz-Feeling, wahrlich ein Ringeltanz der fremdartigen Melodien. Bei „Salicyl“ flechten Arbeit Schickert Schneider mit sympathischer Selbstverständlichkeit leichte Dissonanzen in den psychedelischen Krautrock, bei dem sie nun angekommen sind. Bevor zum Ende dieses faszinierenden Albums der Noise als sanftest denkbare Form der Folter unter dem Namen „Säure“ uns in die Nacht entlässt.
Thomas Venker

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