Record of the Week

Peaches “Rub”

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“Rub”
(I U She)

Merril Beth Nisker, die die Welt als Peaches kennt, hält sich auf ihrem ersten Album nach sechs Jahren Pause nicht groß mit Zurückhaltung auf. Gleich im ersten Stück „Close Up“ tritt Kim Gordon an ihre Seite, als ihr Chuck D, wie sie sagt, und fordert den Zuhörer kokett zum Näherkommen auf. Und ja, der Song hat etwas von der Sonic Youth/Public Enemy-Kooperation „Kool Thing“.
Danach folgt mit dem Titelsong des Albums so ziemlich das typischte Peaches Stück, das man sich vorstellen kann. Kostprobe gefällig? „Feel free, come with me / Come with me, peachy / This chick’s dick is in my mouth”.

Zweifel, ob ihr Duktus in 2015 noch zeitgemäß sei, hat Peaches definitiv keine. Warum auch, vieles von “meiner minimalen, direkten Art findet man in einem zeitgemäßen Sound wie Trap wieder, und auch textlich liegt mir der aktuelle Zeitgeist”, merkt sie darauf angesprochen an.

 

Peaches, die zuletzt ihr eigenes Leben als „Peaches Christ Superstar“ am Hebbel am Ufer Theater in Berlin inszeniert und im Anschluss als Film adaptiert („Peaches does herself“) in die Kinos gebracht hat, kehrt mit „Rub“ eindrucksvoll als Musikerin zurück. Wirkte das letzte Album „I Feel Cream“ ein bisschen müde, ganz so, als ob die Protagonistin selbst nicht mehr so Recht Lust hatte auf die exzessive Hedonismus-Dauerwerbesendung, die sie da propagierte, so glaubt man ihr diesmal die Erdung ihrer Botschaften wieder. Wesentlich hierfür dürfte sein, dass sie mit sich selbst ins Reinen gekommen ist und die schwierige Beziehungstrennung, die sie zuletzt durchmachen musste, auf dem Album öffentlich aufarbeitet mit den Songs „Free Drink Ticket“ und „Dumb Fuck“. Gerade „Free Drink Ticket“ ist ein super heftiger Song, allein schon textlich: „You were shitting on me / How could I not smell it / Fuck you / … I’m in so much fucking pain right now
/ I want you to feel it
/ I wanna rip you apart with my bare hands / I wanna crush your bones
 / I want to cut you”.

Produziert wurde „Rub“ gemeinsam mit Vice Cooler in Peaches neuer Heimat Los Angeles, auch das noch ein Einfluss, den herauszuhören man sich zumindest einbilden kann. Den beiden ist es gelungen, unterschiedliche Soundästhetiken wie Trap, Electro und HipHop im besten Sinne in einen Mix zu bringen, so dass „Rub“ Peaches Historie transportiert und trotzdem absolut zeitgemäß wirkt. Das funktioniert so gut, da beide vom Rock´n´Roll und Postpunk kommen, zugleich aber elektronische Sounds und HipHop mögen; und in einem Alter sind, wo Egobefindlichkeiten im gemeinsamen Arbeitsprozess keine Rolle mehr spielen. „Rub“ sei das Produkt zweier Freunde, die gut miteinander können, sagt Peaches – das hört man.
Thomas Venker

 

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