Record of the Week

Mondo Sangue “L’Isola dei Dannati”

Cover_IsolaMondo Sangue
“L’Isola dei Dannati”
(Allscore Media) 

Während ich dieses Album höre, wird die unheilvolle Ahnung zur manifesten Nachricht: Die Briten haben abgestimmt und verlassen die EU. Brexit, bye-bye Britannia. Dass es auf dem fiktiven Soundtrack von Mondo Sangue um eine „Insel der Verdammten“ geht, wo Forscherteams gekidnappt und Jungfrauen gepfählt werden, passt nicht wirklich zu den aktuellen Umständen, aber zu meinen eskapistischen Gedanken: Lasst mich endlich mit dem besch…. Weltgeschehen in Ruhe. Hält man ja nicht mehr aus!
Dann doch lieber schön gemütlich auf dem Sofa rumlungern und alte italienische B-Movies gucken wie zum Beispiel „L’Isola dei Dannati“ von Luchino Martello – ach richtig, Film und Regisseur gibt’s ja gar nicht: Mondo Sangue alias Yvy Pop (of-Popzillas-and-BamBams-Fame) und Christian Bluthardt (Komponist, versierter Videotheker) haben sich beides ausgedacht, und außerdem einen kompletten Soundtrack zu dem nicht existierenden Film gemacht.

Die Idee, fiktive Kunst mit fiktiver Kunst zu kommentieren, erinnert an „The Shramps“, das Buch mit Plattencovern zu ausgedachten Bands und Alben von Daniela Burger und Dietmar Dath – ein großer Spaß. Die auf 666 (sic!) Exemplare limitierte Platte „L’Isola dei Dannati“ macht auch Spaß, weil die Musik gut ist: Genreklassiker (echte, haha) wie Emmanuelle, Vampyros Lesbos oder Mondo Cane zitierend, also eine Mischung aus Erotica & Exotica, retro-psychedelisch und mit original-gefakten Geräuschzutaten wie Vogelgeschrei, Wellenschlag und natürlich verführerisch gehauchtem Hintergrundgesang. Titel wie „Exploring the Jungle“, „Living at the Beach“ oder „Notte Senza Sonno“ konstruieren einen szenischen Ablauf, und man muss das böse Wort “Kopfkino” gar nicht erst hervorholen, denn die Musik – bzw. sonischen Skizzen – haben eine/n eh‘ schon weggetragen auf diese seltsame Insel, die irgendwann in einem heißen Siebzigerjahresommer von italienischen Designern aus atomaren Abfällen gebastelt wurde. Pop & Bluthardt (wie heißen diese Leute überhaupt?!) haben angeblich einen 10-Jahres-Plan, der noch viele weitere Fake-Soundtracks vorsieht: Von mir aus gern, ich gehe ja eh‘ nie ins Kino.
Christina Mohr

Post_Isola

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