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Jede Woche ein Rant. Heute… Arbeitskolleginnen mit Kind

Wer in Bezug auf Internet-Humor nicht aufpasst, bleibt irgendwann vielleicht doch bei Willy Nachdenklich, oder Tattoofrei oder – WLAN, bewahre – bei dem moralischen Postkarten-Opa Barbara hängen. Um möglichst vielen dieses Schicksal zu ersparen, haben wir bei kaput keine Mühen gescheut und das Autorinnen-Kollektiv des geilsten Facebook-Portal überzeugt, uns regelmäßig Content zu überweisen. Es geht um ihren Feelgood-Hass, der unter dem Banner “Jeden Tag ein Rant” steht. Bei uns nun eben einmal die Woche, für mehr sind wir zu alt. Diesmal wieder ein äußerst harmonisches Thema: Schwangere Frauen auf der Arbeit.

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Alle drei Monate wird eine meiner Arbeitskolleginnen schwanger. Das neuste Kind, das eine Frau aus meinem Büro rausgepresst hat, trägt den poetischen Namen „Aloha“. Aloha (ALOHA!) reiht sich sehr gut ein in die Arbeitskolleginnenkinderreihe, die alle schöne Namen tragen, wie Enno und Theodor, der übrigens hyperintelligent ist.
Während ich jegliche Frage nach meinem Wochenende immer mit einem lässigen „ganz entspannt“ abwinke, damit niemand auf die Idee kommt, dass ich eventuell 20 Sekt auf Eis getrunken und am nächsten Morgen gekotzt habe, muss ich mir anhören, wie hyperintelligent Theo am Wochenende schon wieder war. Oder welche Kinderkrankheit Enno grade hat, weswegen leider niemand außer mir zur Arbeit kommen kann.

Wirklich rantable wird dieses Thema leider erst, weil sich darin viel tiefergehende strukturelle Scheiße versteckt. In 95% der Fälle bleibt nämlich schön die Mutti mit dem kranken Kind zuhause und macht danach noch nette Witze darüber, wie überfordert der Vater war, als er mal ein paar Stunden alleine mit Klara-Sophie zuhause bleiben musste. The future is female.

Schon alleine, dass auch im Jahr 2018 der Fortpflanzungsdruck immer noch so groß ist, dass Menschen mit Kindern zu Heiligenbildlein stilisiert werden. Familie am Arsch. Ich meine, was hast du denn gemacht? Herzlichen Glückwunsch, du hattest Sex und dann hast du zehn Monate gewartet und die einzig legitime Begründung für eine 30-Stunden-Woche geboren. Weil, weniger arbeiten ohne Kind? Ja wieso denn? Es gibt doch überhaupt nichts, dass irgendwie wichtiger sein könnte als kapitalistische Lohnarbeit, als noch mehr Menschen in diesen Planeten reinzuspülen, als eh schon vorhanden. 40 Stunden sind meist die einzige Option außer man hat halt Familie und dann muss halt auch mal Homeoffice sein, weil Lil Bertie hat Hockeytraining, aber ich arbeite auf jeden Fall genauso viel wie im Büro – überhaupt kein Thema. Bei Skype kannst du mir aber nicht schreiben, das hab ich auf meinem privat PC nicht installiert, weil ich’s nicht CHECKE.”

Einziger Pluspunkt an der ganzen Geschichte ist, dass ich jetzt alle Kinderkrankheiten kenne, zum Beispiel die Hand-Mund-Fuß-Krankheit (kein Witz). Außerdem wenn ihr mal eine coolen Ausflug machen wollt am Wochenende, es gibt da den Ziegenkäsehof in Brandenburg, das Maislabyrinth in Lübbenau, DM me for details.

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