Die Swatch an der Wand – “Aufbau West” zeigt Werke von Henrike Naumann
In diesem Frühling fand im Gold + Beton die erste Kölner Einzelausstellung der Künstlerin Henrike Naumann statt. Unter dem Slogan “Aufbau West” verwandelte sich die ehemalige Ladeneinheit im tiefsten Herzen Westdeutschlands in das verzerrte Traumbild eines Ostkindes. Ein Ostkind, das sich jenen vermeintlich goldenen Westen ohnehin immer als eine Kulisse unzähliger gut bestückter Läden vorstellte. Inga Selck machte für uns Fotos einer außergewöhnlichen Ausstellungen an einem ebenso außergewöhnlichen Ort.
Zwischen schwarzem Geschirr und tanzenden Coladosen sahen die Besucher in einer wolkenförmigen Spiegelschrankwand in ihre eigenen erstaunten Gesichter, tranken Kaffee aus einer mintgrünen Kaffeemachine der Ära Krönung light und sahen zwei neue Videoarbeiten der Künstlerin. Die Arbeit Konsum zeigt eine Collage aus Photos von DDR-Konsum-Läden, aufgenommen in der Zeit um 1990, als die Ostregale sich nach und nach mit Westprodukten füllten. Maritim ist eine Found-Footage-Arbeit aus dem Inneren des Maritim-Hotel Köln, akribisch gefilmt von Fahrstuhl-Liebhabern, welche sich inmitten der AfD-Parteitagsdemo wie eine Anleitung zum zivilen Ungehorsam liest. Diese fand nämlich am Eröffnungswochenende statt, und wurde gefolgt vom NSU-Tribunal knapp einen Monat später, zu welchem die Ausstellung einen künstlerischen Beitrag lieferte. Das und viele weitere Programmpunkte füllten die Ausstellung mit Leben und gaben ihr letztendlich die Bestimmung – Räume zu öffnen in einer Stadt, in der gerade die wichtigen Fragen dieses Landes heiß diskutiert werden.